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Das Leben eines Bergbauern im Bündnerland – ein Gespräch zu Biographie und Sozialgeschichte

Thomas Bardill wurde 1926 in Pany, einem Bergbauerndorf im Prättigau in Graubünden, zwischen Landquart und Davos, als ältestes von sechs Kindern geboren. Es war eine Welt, in der die Hebamme, der Arzt, aber auch die Schüler noch weite Fusswege zurücklegen mussten und die Bewohner im Winter oft eingeschneit und von Lawinen bedroht waren. Die Familien konnte oftmals nicht alle ihre Kinder ernähren, und so musste auch Thomas Bardill sich neben der Halbjahresschule, die er neun Jahre besuchte, bei Bauern verdingen. Mit Talbetrieb, Maiensäss und Alpwirtschaft bedeutete dies Monate alleine als Hütejunge mit Viehherden. 15 Sommer verbrachte Bardill als Hirte in den Alpen. Mit seinen Eltern betrieb er während 25 Jahren einen kleinen Hof in Pany, arbeitete im Baugewerbe, erlebte als Waldarbeiter noch, wie das Holz in den Bächen ins Tal geflösst wurde, und verfolgte hautnah in 47 Jahren als Skilehrer das Aufkommen des Alpentourismus. Starke Verbundenheit und Verantwortung mit und für die Region und deren Bewohner liessen ihn sich schon früh engagieren als Gemeinderat, Laienrichter und in Kommissionen. In seinen Bündnerdialekt-Erzählungen entstehen die vergangene und heutige Welt der Graubündner Bergbauerndörfer vor dem Auge des Zuhörers: das Leben in den Bergen mit all seiner Schönheit, aber auch seinen Mühseligkeiten und Gefahren, die vielen Facetten des Dorflebens, die Aufgabe der Höfe und die Abwanderung der Bewohner, der Zuzug der Touristen, deren Wohnungen 11 Monate im Jahr leer stehen, und die Probleme der Bergbauernhöfe. Seine Lebenserfahrungen zusammen mit einem grossen kultur-historischen Interesse lassen ihn zum Fachmann für die Region, ihre Entwicklung und ihre heutigen Probleme werden.