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Das Leben polnischer Militärinternierter in der Schweiz – ein Gespräch zu Biographie und Zeitgeschichte

Jerzy Rucki wurde 1919 in Jaworzynka im polnischen Teil Oberschlesiens geboren. Ein Jurastudium an der Jagiellonen Universität in Krakau beendete der Überfall der deutschen Armee auf Polen im September 1939. Nur knapp konnte er den deutschen Truppen entkommen und floh über Ungarn, Jugoslawien und das Mittelmeer nach Frankreich, wo er in der 1. Polnischen Grenadierdivision bis zur deren Niederlage gegen die Wehrmacht kämpfte. Im Juni 1940 gelang ihm die Flucht durch das deutschbesetzte Elsass in die Schweiz. Zusammen mit rund 15.000 weiteren polnischen Soldaten blieb er hier während der Zeit des Zweiten Weltkrieges interniert. Untergebracht bei der Zivilbevölkerung, in Schulen und Lagern leisteten die Militärinternierten Arbeitseinsätze beim Strassen-, Wege- und Brückenbau. In Hochschul- und Gymnasiallagern holten viele Schulabschlüsse oder Studiengänge nach. J. Rucki beendete auf diesem Weg in St. Gallen sein Studium und doktorierte. Der Schweiz dankbar für Aufnahme und Ausbildungsmöglichkeit, kehrte er nach Kriegsende nicht ins kommunistisch besetzte Polen zurück, wurde 1953 Bürger von St. Gallen und arbeitete in verschiedenen international tätigen Firmen, zuletzt bei der Schindler Management AG in Ebikon/Luzern. 

Seine Erinnerungen hat Rucki in drei Publikationen festgehalten, zwei in Polnisch, eine in Deutsch unter dem Titel «Die Schweiz im Licht – Die Schweiz im Schatten» (1997). Er ist Mitbegründer verschiedener Polenvereine in der Schweiz und verantwortlich für die Ausstellung «Polnische Militärinternierte in der Schweiz» im Polen-Museum in Rapperswil.