In Tschetschenien herrscht seit 8 Jahren Krieg. In diesem von der Welt vergessenen und ignorierten Konflikt in der Kaukasus-Republik bestimmen Hunger, Armut, unsägliches Elend und Gewalt den Alltag der Menschen. Terror und Angst beherrscht ihr Leben. Über 100 000 Menschen starben im ersten Krieg, inzwischen sind es fast noch einmal so viele im zweiten. 30 000 gelten als verschollen. Städte, Dörfer, Schulen, Spitäler sind zerstört. Es gibt keinen Strom, kein sauberes Wasser. Grosny, ehemals die grösste Stadt im Nordkaukasus, bietet heute einen Anblick wie Berlin oder Dresden nach dem 2.Weltkrieg. Mehr als 150 000 Flüchtlinge befinden sich in der Nachbarrepublik Inguschetien. Tausende von Kindern sind, als Folge des Krieges, zu Voll- und Halbwaisen geworden.
Russische Truppen, «Todesschwadronen», agieren in Tschetschenien in einem rechtsfreien Raum. Das tägliche Morden in diesem Land ist jedoch kein Thema mehr, das die Welt bewegt. Auf den politischen Gipfeltreffen ist der Hinweis auf diesen Krieg seit dem 11. September, wenn überhaupt, nur noch ein Ritual: keine Verurteilung durch die Menschenrechtskommission der UNO, kein Ausschluss Russlands aus dem Europarat. Die Interessen, die auf dem Spiel stehen, sind zu gross, als dass man sie mit einer unpassenden Menschenrechtspolitik gefährden wollte. Die Toten von Tschetschenien werden nicht mehr gezählt. Was schlimmer ist – sie zählen auch nicht mehr.
Die Referenten bereisten kürzlich Inguschetien und Tschetschenien. Dabei besuchten sie verschiedene Flüchtlingslager, humanitäre Projekte, die Menschenrechtsorganisation «Memorial», die Schweizer Vertretung vor Ort, Schulen und Waisenhäuser. In ihrem Vortrag werden sie nach einer kurzen Einführung in den Konflikt ihre Eindrücke schildern.
Ein Reisebericht von Elisabeth Petersen und Andreas Petersen.